In der modernen Logistik ist Effizienz entscheidend. Unternehmen stehen ständig vor der Herausforderung, ihre Prozesse zu optimieren und gleichzeitig Kosten zu senken. Eine der Lösungen, die Unternehmen dabei unterstützen kann, ist die Integration von SAP Transportation Management (TM) und SAP Extended Warehouse Management (EWM) über die ASR-Schnittstelle. Aber was genau ist die ASR-Schnittstelle und warum sollten Sie sie nutzen?
Was ist die ASR-Schnittstelle?
ASR (Advanced Shipping and Receiving) ist ein weiterer Schritt hin zu einem nahtlos integrierten Supply-Chain-Prozess. Mit ASR wird die starre Abgrenzung zwischen SAP Transportation Management und SAP Extended Warehouse Management aufgehoben und ein transparenter und konsequenter Prozess ermöglicht. Zusätzlich ist ASR auch mit SAP Materials Management (MM) und dem SAP Stock Room Management (SRM) nutzbar. Wir werden uns in diesem Blogbeitrag jedoch auf die TM-EWM-Schnittstelle konzentrieren.
Vorteile der Nutzung der ASR-Schnittstelle
- Verbesserte Transparenz und Sichtbarkeit
Die ASR-Schnittstelle erhöht deutlich die Kommunikationsfrequenz zwischen SAP TM und SAP EWM. Während in der alten Integration die Status lediglich zweimal ausgetauscht wurden, nutzt ASR eine Kommunikation nahezu in Echtzeit. Diese Status enthalten zum Beispiel „nicht eingecheckt", „eingecheckt", „geladen", sowie „ausgecheckt" und ermöglichen ein Update der verladenen Packstücke im TM, noch bevor der Warenausgang gebucht wird. - Erhöhte Effizienz
Durch die Automatisierung und Standardisierung von Prozessen reduziert die ASR-Schnittstelle den Aufwand für manuelle Eingriffe. Dies spart nicht nur Zeit, sondern minimiert auch das Risiko von Fehlern und Verzögerungen. Mitarbeiter können sich auf wertschöpfendere Aufgaben konzentrieren, was insgesamt die Effizienz des Unternehmens steigert. - Kostenreduktion
Effizientere Prozesse führen zu Kosteneinsparungen. Durch die verbesserte Planung und Ausführung von Transport- und Lagerprozessen können Unternehmen Kosten für Lagerhaltung, Transport und Arbeitsaufwand senken. Zudem reduziert die Minimierung von Fehlern und Verzögerungen potenzielle Zusatzkosten. Die Nutzung der ASR-Schnittstelle basiert nicht mehr auf Transporteinheiten, wie es noch in der alten LE-TRA-Integration der Fall war. Damit ist die Nutzung des ASR nicht Teil der erweiterten Lizenz „Advanced SAP TM” und somit nicht mit Zusatzkosten verbunden. - Flexibilität und Skalierbarkeit
Die ASR-Schnittstelle bietet eine hohe Flexibilität, da sie sich an die spezifischen Bedürfnisse eines Unternehmens anpassen lässt. Ob ein Unternehmen wächst oder seine Geschäftsprozesse ändert – die Schnittstelle kann entsprechend skaliert und angepasst werden, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden. Zum Beispiel ist es möglich, den Supply-Chain-Prozess entweder lager- oder transportgetrieben zu nutzen. Hierdurch verändert sich das führende System des Prozesses. Umgangssprachlich werden die beiden Möglichkeiten auch als: „Erst packen, dann planen“ und „Erst planen, dann packen“ bezeichnet.
Die Technologie hinter der ASR-Schnittstelle
Die ASR-Schnittstelle basiert auf modernen Technologien, die eine reibungslose und effiziente Integration zwischen SAP TM und SAP EWM ermöglichen. Hier sind einige der technologischen Aspekte, welche die Schnittstelle auszeichnen:
- Nutzung von bgRFCs (Background Remote Function Calls)
Ein zentrales Element der ASR-Schnittstelle ist die Verwendung von bgRFCs (Background Remote Function Calls). Diese Technologie ermöglicht eine zuverlässige und asynchrone Kommunikation zwischen SAP-Systemen. bgRFCs sorgen dafür, dass Nachrichten und Datenpakete auch bei temporären Verbindungsproblemen sicher übertragen werden, indem sie in einer Warteschlange gehalten und bei Wiederverfügbarkeit der Verbindung verarbeitet werden. - Standardisierte Kommunikationsprotokolle
Die ASR-Schnittstelle nutzt standardisierte Kommunikationsprotokolle wie XML und IDoc (Intermediate Document), um den Datenaustausch zwischen den Systemen zu gewährleisten. Diese Protokolle sind bewährt und zuverlässig, wodurch eine konsistente und fehlerfreie Datenübertragung sichergestellt wird. - Erweiterbare Architektur
Die ASR-Schnittstelle ist so konzipiert, dass sie leicht erweiterbar ist. Neue Funktionen und Module können problemlos hinzugefügt werden, ohne dass bestehende Prozesse gestört werden. Dies gewährleistet, dass die Schnittstelle auch zukünftigen Anforderungen gerecht wird und sich an veränderte Geschäftsprozesse anpassen kann.
Beispielprozess
Hier sehen Sie einen Beispielprozess, in dem die ASR-Schnittstelle genutzt wird.
Es handelt sich um ausgehende Fracht. Alle Module sind embedded und es wird die SAP TM Advanced-Lizenz verwendet.
Der Prozess beginnt mit der Anlage von Kundenaufträgen. Die Integration des ERP mit dem SAP TM erzeugt daraus Frachteinheiten. Bei der Anlage der Auslieferungen werden diese an SAP EWM verteilt. Zusätzlich wird ein Update der Frachteinheiten mit aktualisierten Mengen ausgeführt.
Da es sich um ein transportgetriebenes Szenario („Erst planen, dann packen“) handelt, wird der Auslieferungsauftrag gesperrt angelegt. Daher können keine Lageraufgaben für den Auslieferungsauftrag angelegt werden.
Nach der Planung des Frachtauftrags im SAP TM wird dessen Status auf „Bereit für Lagerabwicklung“ gesetzt. Hierdurch wird der Auslieferungsauftrag im SAP EWM freigegeben und die Lagerabwicklung kann durchgeführt werden.
Ausblick
Die ASR-Schnittstelle wird durch SAP kontinuierlich weiterentwickelt. Auf der Roadmap stehen diverse Innovationen, wie zum Beispiel: Nutzung lieferübergreifender Handling Units, Ad-hoc-Beladung, Nutzung von Containern und verschiedene KI-basierte Themen.
Fazit
Die Integration von SAP TM und SAP EWM über die ASR-Schnittstelle ist ein mächtiges Werkzeug für Unternehmen, die ihre Logistikprozesse optimieren möchten. Die Vorteile reichen von optimierter Prozessintegration und verbesserter Transparenz bis hin zu erhöhter Effizienz und Kosteneinsparungen. In einer Zeit, in der die Anforderungen an die Logistik ständig steigen, bietet die ASR-Schnittstelle eine wertvolle Lösung, um wettbewerbsfähig zu bleiben.